Engelsmann mit neuem Containment-Befüllsystem für Big Bags
Die J. Engelsmann AG, führender Anbieter von Prozesstechnik für die Schüttgutindustrie, hat ein neues Anschlusssystem entwickelt, mit dem Big Bags unter Containment-Bedingungen bis OEB 4 einfach und sicher befüllt werden können.
In Industrien wie Pharma oder der Chemie werden zunehmend Chemikalien und Wirkstoffe entwickelt, die hochaktiv oder gar toxisch sind. Bereits geringste Mengen sind eine Gefahr für die Anlagenbediener, aber auch für die Reinheit und Qualität anderer Produkte. Hinzu kommt, dass diese Stoffe in der Regel sehr feinpulvrig und staubend sind. Hochaktive und toxische Produkte dürfen nur in Anlagen verarbeitet werden, die ausgehend vom Gefährdungspotenzial des jeweiligen Stoffes ausreichend Schutz vor Exposition und Kreuzkontamination bieten. Containment-Lösungen sind in sich geschlossene Systeme, die aufgrund ihrer besonderen Konstruktion und Bedienweise ein hohes Maß an Dichtigkeit bieten, so dass die Partikelbelastung in der Anlagenatmosphäre bei der Verarbeitung auf ein Minimum begrenzt wird und oft kaum noch messbar ist.
Heute können selbst klassische, besonders staubintensive Anwendungen wie die Befüllung von Big Bags unter Containment-Bedingungen stattfinden. Wo sind dabei kritische Stellen bei der Aufrechterhaltung des Containments? Welche Anforderungen werden an das Bedienpersonal gestellt? Hier finden Sie Antworten und ein Praxisbeispiel des Containment-Anschlusssystems JEL SmartCon BS, das mit einer durchdachten Kombination aus Konstruktion und automatisierter Bedienerführung zur Befüllung von Big Bags bis OEB 4 eingesetzt wird.
Oberste Priorität hat der Schutz des Bedienpersonals, das vor potenziell gesundheitsschädlichen Stoffen geschützt werden muss. Bei der Befüllung von Big Bags muss gewährleistet werden, dass entsprechende OEB-Grenzwerte eingehalten werden. Ist z.B. ein Stoff im Hinblick auf sein Gefährdungspotenzial als OEB4 deklariert, darf die maximale Partikelkonzentration in der Anlagenatmosphäre während des gesamten Befüllprozesses 10 µg pro Kubikmeter nicht übersteigen. Daher ist der Befüllprozess unter Containment-Bedingungen komplizierter und damit anfälliger für Bedienfehler. Einer der kritischsten Punkte ist der Anschluss des Big Bags an das Andocksystem. Ein nicht fachgerecht angeschlossener Big Bag-Einlauf kann bereits an dieser Stelle den Containment-Bruch bedeuten.
In fünf aufeinanderfolgenden Schritten kann ein Big Bag einfach, schnell und sicher befüllt werden:
Schritt 1: Der zu befüllende Big Bag wird unter der Befüllstation platziert. Sein innenliegender Liner wird vom Bediener manuell von unten durch das geöffnete Anschlusssystem eingeführt und über dem Anpressteller auseinandergefaltet.
Schritt 2: Gespeist aus einem im SmartCon BS integrierten Endlosfoliensystem wird ein Folienliner von oben so durch das Anschlusssystem geführt, dass sein Ende frei in den zu befüllenden Big Bag hängt.
Schritt 3: Auf Knopfdruck wird der Liner des zu befüllenden Big Bags am Andocksystem vorfixiert und der Anpressteller von oben geschlossen. Jetzt sind beide Folienliner zu einem geschlossenen System verbunden.
Schritt 4: Nun wird der zu befüllende Big Bag fest und staubdicht angedockt und der Befüllvorgang gestartet. Um Bedienfehler an dieser kritischen Stelle auszuschließen, läuft der Vorgang ebenfalls vollautomatisch ab.
Schritt 5: Nach der Befüllung wird der Liner des noch angeschlossenen Big Bags mit speziellen Kabelbindern zweimal abgebunden und durchtrennt. Der noch im Andocksystem befindliche Inliner-Rest kann über einen integrierten Eingreifstutzen mit Endlosfolie aus dem System herausgezogen werden, sobald der befüllte Big Bag aus der Station entfernt und ein neuer Big Bag mit dem Andocksystem verbunden wurde. Nur wenn das System so wieder in sich geschlossen wurde, kann der verbliebene Inliner des vorherigen Big Bags ausgeschleust werden, ohne dass das Containment dabei verletzt wird – ein weiterer kritischer Punkt. Wurde der Inliner entfernt, geht es weiter mit der Befüllung des nächsten Big Bags.
Bevor der Befüllprozess in Gang gesetzt wird, kann optional eine Druckprüfung durchgeführt werden, durch die Schäden bzw. Undichtigkeiten am Inliner detektiert werden können. Dazu wird der Bereich zwischen altem und neuem Liner mit Überdruck beaufschlagt. In diesem Fall kann der Produktfluss erst dann initiiert werden, wenn die Druckprüfung bestanden ist.
Der Bediener wird während des gesamten Andock- und Befüllprozesses von der integrierten Steuerung unterstützt. Sie gibt den jeweils nächsten Arbeitsschritt vor und führt den Bediener so in der richtigen Reihenfolge durch die Big Bag-Befüllung. Damit ist ein Bruch des Containments durch Bedienfehler nahezu ausgeschlossen.
Das neue Containment-Anschlusssystem JEL SmartCon BS kann für Big Bags mit verschiedenen Auslaufdurchmessern eingesetzt werden. Das System ist in Edelstahl ausgeführt, verschiedene Oberflächenbehandlungen sind auf Anfrage verfügbar. Auch eine Atex-Variante ist lieferbar. Hygienic Design für die gründliche, rückstandsfreie Reinigung ist bei den besonders hygienesensiblen Containment-Anwendungen obligatorisch.
Fazit: Das Anschlusssystem JEL SmartCon BS erreicht mit OEB 4 ein hohes Maß an Containment und bietet dabei Sicherheitsfeatures wie die Inliner-Dichtigkeitsprüfung und die schrittweise Bedienerführung. Dank dem hohen Automatisierungsgrad und der einfachen Handhabung gelingt der Gebindewechsel auch unter Containment-Bedingungen sicher und in sehr kurzer Zeit.