Flexible Produktion sucht flexible Anlage
Kontraktpacker sind selten nur für eine Branche tätig, darum müssen sie in der Lage sein verschiedenste Schüttgüter mit unterschiedlichen Anforderungen zu handeln und sich zusätzlich an die jeweiligen Branchenstandards halten. Die eingesetzten Anlagen müssen dabei vor allem schnell und einfach anpassbar sein. In diesem Fall brauchte ein hessischer Kontraktpacker eine Big Bag Entleerung mit integrierter Passier- und Kontrollsiebung sowie nachgeschalteter Förderung des Produkts in Wiegebehälter bzw. Absackmaschinen –in dreifacher Ausführung.
Die Liste der Produktspezifikationen ist lang: pulver-, granulat- und pastillenförmige, teils abrasive Podukte mit Schüttdichten von 0,3 bis zu 1,8 kg pro Liter. Von gut bis schlecht rieselfähigem Schüttgut mit leichter bis starker Neigung zur Agglomeration war alles dabei. Da diese unterschiedlichen Materialien auch jeweils unterschiedliche Anforderungen an den Entleer- und Förderprozess stellen, wurde die Anlage so konzipiert, dass die einzelnen Komponenten je nach Bedarf wie ein Baukasten miteinander kombiniert werden können.
Herzstück der Anlage sind drei flachbauende Entleerstation mit denen angelieferte Big Bags bequem über einen Kettenzug in die Station gefahren und entleert werden. Die eingebaute Walkvorrichtung dient als Absturzsicherung und sorgt gleichzeitig dafür, dass auch schwerfließendes oder klumpendes Produkt restlos entleert wird. Über ein Führungsrohr fließt es direkt auf das eingebaute Passiersieb, das unerwünschte Agglomerate aufbricht.
Ab hier bieten sich dem Kontraktpacker verschiedene Möglichkeiten zur Prozessanpassung:
Soll das Produkt in einen Wiegebehälter oder eine Absackmaschine auf der gleichen Hallenebene gefördert werden, wird es über einen flexiblen Kompensator vom Passiersieb in eine Schrägschnecke geleitet. Bis zu 500 kg Material werden pro Stunde über eine Troglänge von 6 Metern in einem 45° Winkel nach oben gefördert. Für eine einfache Reinigung wurde der Rohrtrog mit nach unten aufklappbaren Trogsegmenten ausgeführt. Am oberen Ende der Schrägschnecke angekommen, fließt das Produkt durch einen weiteren Kompensator direkt auf die im Gestell integrierte Kontrollsiebmaschine „Jel Fix“. In dieser Vibrationssiebstufe wird das Schüttgut von unerwünschten Fremdkörpern befreit, bevor es in den Wiegebehälter oder direkt in die Absackmaschine fließt - ein wichtiger Schritt vor der Abpackung als Teil der Qualitätssicherung, da trotz strengster Hygienevorschriften nie ausgeschlossen werden kann, dass das Produkt nicht doch unbeabsichtigt verunreinigt wurde.
Da auch die zweite Hallenebene beschickt werden soll, wurde noch eine zweite fahrbare Schrägschnecke mit einer Troglänge von insgesamt 8,70 Metern benötigt. Da eine Schneckenwendel dieser Länge durchhängen würde, kombinierte Engelsmann zwei Rohrschneckenförderer in Kaskadenform, um die gesamte Förderdistanz zu überbrücken.
Um die Wiege- und Absackmaschinen auch mit abrasivem Material zu beschicken, war zusätzlich eine pneumatische Förderlösung erforderlich. Möchte der Betreiber auf diese Förderung umschwenken, muss er lediglich unter den Auslauf der Passiersiebmaschine einen Produktaufgabetrichter anstelle des Kompensators montieren. Nach der Passiersiebung fließt das Produkt dann direkt durch den mit einem Entstaubungsfilter ausgestatteten Trichter und wird durch die pneumatische Saugförderleitung abgesaugt. Diese fördert das abrasive Produkt sicher und verschleißarm zum nächsten Prozessschritt.
Der Kontraktpacker hat bereits diverse Siebeinleger mit unterschiedlichen Maschenweiten sowohl für die Passier- als auch die Kontrollsiebmaschine geordert, um künftig eine noch größere Produktvielfalt mit dieser MultiPurpose Anlage verarbeiten zu können. Durch die vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten, die sich aus dem Baukastenprinzip der Anlage ergeben, kann der Auftraggeber maximal flexibel auf unterschiedliche Produktanforderungen reagieren und seine Produktivität um 50% steigern.